Logbucheintrag 2017,0814

Mission: Nix wie runter…
Etappe: Stammstrecke
Ziel: Oppdal

Das kann doch jetzt nicht euer Ernst sein? Die Sonne scheint und ich will einfach nur raus aus Oslo – aber ein wenig Geduld muss ich noch haben: der liebe Zoll zieht mich raus – da ist er dahin, der Vorsprung den ich mir erhofft hatte – denn wer zuletzt auf den Dämpfer düst, der darf ihn auch zuerst wieder verlassen – allerdings komme ich nicht weit, „Ei flaske vin“ (eine Flasche Wein) hat es in sich. Ich reiße bereitwillig alle Türen auf und stelle mich ein wenig dumm an beim Lösen der Spanngurte – versichere mit erster Mine ich vertrage Alkohol nicht so gut und außerdem bin ich auch nicht das Versorgungsfahrzeug der Motorradtruppe die Henryk durch Norwegen führt – und ja: Ich (Frau) fährt alleine 2.500 km ans Nordkap – lieber Zölli du kannst die Kinnluke wieder einklappen. Naja 20 Min später hat er wohl keine Lust mehr sich die Route von mir und Magnus anzuhören und er lässt mich ziehen.

Mit pochendem Herzchen fahre ich auch gleich los – nicht daß er es sich doch noch anders überlegt.

Die Route führt mich auf meine fast schon „Stammstrecke“ – E6 nördliche Richtung mit Zwischenziel Stavkirke Ringebu – immer wieder schön anzusehen.

Und dann auf die 27 – Richtung Rondane Nationalpark – gleich hinter der Haarnadelkurve am weißen Haus vorbei 😍

Rondane ist eine gut erhaltene Kulturlandschaft, die die Geschichte der Ansiedlung von Menschen in kargen Gebieten seit der Steinzeit erzählt. Rondane wurde 1962 als erster Nationalpark Norwegens eingerichtet.

Die Route ist immer wieder ein Abenteuer – zuletzt 2015 im Juni mit schneebedeckten Spitzen der 2000er – kommt mir die Landschaft heute weit weniger Rauch vor – die Route ist eine meiner Lieblingsrouten. Heute mache ich auch noch einen kleinen Abstecher zur Sollia Kirke – klein und beschaulich von Birken eingerahmt.

Mein Weg führt mich zurück auf die E6 und ich schlage kurz vor Oppdal mein Lager auf.

Temperatur (F/M/A): 17/15/17
Must/Don’t See: Stammstrecke
Tagesetappe(Start/Ende): 10:00 Oslo – 18:15 Uhr kurz vor Oppdal
gefahrene km: +/- 410km
Lager: Magalaupe Camping
Ein Wort /Satz in der Landessprache: Ei flaske vin

Der Platz liegt idyllisch am Fluss Driva – dessen Rauschen mich hoffentlich sanft in den Schlaf wiegt – aber vorher lasse ich Magnus noch auf Hochtouren laufen – alles was geht wird ausgepackt und die Weltbeste Tomatensuppe aus der Dose aufgekocht – yummie for my tummle

Mut steht am Anfang des Handelns, Glück am Ende
Demokrit

Logbucheintrag 2017,0813

Mission: Norwegenkai entern
Etappe: ein Tag auf See
Ziel: Oslo

Color Line ist eine norwegische Reederei welche uns schon des Öfteren durch die Nordsee befördert hat. Im Jahr 2016 beförderte Color Line mit sechs Fährschiffen auf vier Routen 3,85 Millionen Passagiere, davon 1,1 Mio. auf der Route Kiel–Oslo. Insgesamt wurden 913.676 Pkw und 175.680 Lkw befördert.

Temperatur (F/M/A): 14/20/15
Must/Don’t See: Wasser 💦 jede Menge 💦 Wasser
Tagesetappe(Start/Ende): 14:00 Kiel – 10:00 Uhr Kiel – Oslo
gefahrene km: +/- 1000km
Lager: Kabine 10-635
Ein Wort /Satz in der Landessprache: så fint

Diesmal befördere ich ein 4-Rad in den Schlund der Color Fantasy – geduldig reihe ich mich bei den großen Wohnmobilen ein, geduldig deswegen weil die Motorrad-Gang mit Henryk an der Spitze an mir vorbei zischt 💫 während wir bis ganz zum Schluss warten müssen, eh sich die Karawane der blechernen Lastenträger behende in Gang setzt – Magnus und ich entern Deck 3, inzwischen weis ich auch wieder auf welchem Deck ich Magnus abgestellt habe 😂, aber das ist eine andere Geschichte…

Pünktlich um 14:00 legen wir ab und mich überkommt ein freudiges Gefühl, ein Gefühl das schier aus mir herausbricht: Ich fahre heim – und mit heim meine ich nicht das ich am liebsten von der Fähre springen würde um in Kiel an Land zu schwimmen. Nicht umsonst sagt man: Home is where the Heart is…

Ansonsten verbringen wir den Tag/Abend mit dem üblichen Programm einer Fähre die einem Kreuzfahrtschiff gleicht: Essen, Bummeln, sich die Haare vom Wind zerzausen lassen, Tanker beobachten, unter der Brücke Dänemark/Schweden durch schippern Immer wieder schön) usw. usw. 💤💤

Zum Schluss noch ein Zitat von Oskar Wilde:
Leben, das ist das Allerseltenste in der Welt – die meisten Menschen existieren nur.

Logbucheintrag 2017,0812

Mission: auf los gehts los
Etappe: mitten drin und durch
Ziel: Color Line

Wir schleppen die letzten Sachen zu den Fahrzeugen – machen Öl/Luftchecks und dann gehts los.

Ein Wahnsinnsgespann

Aber wer findet den Fehler?
Ja richtig mein Tiger fehlt da 😒 ich hoffe er nimmt es mir nicht übel – beim nächsten Mal ist der definitiv wieder dabei!

Vor uns liegen mal wieder 700km Autobahn A73 /A70 /A7 – diesmal lassen wir die unsägliche A3 außen vor – aber am Ende des Tages ist es eh egal wie man fährt,

denn es gibt Tage da fährt man, und dann gibt es Tage da fahren die anderen

und so kommt es auch als ich mich für die falsche Fährspur entscheide in der nichts mehr geht, naja ein klein bisschen rollt es noch – aber der Stachel sitzt tief, mit anzusehen dass es auf der 2ten Spur nur so flutscht – also mache ich einfach das Radio lauter und versuche den Groll mit Gröhler-Arien zu übertünchen.

Aber immerhin sitze ich im Trockenen – der Regen ☔️ ist dickedolle – hinter Hamburg kann ich kaum die Hand vor Augen sehen.

Temperatur (F/M/A): 13/15/17
Must/Don’t See: nüscht, außer Asphalt und Blechlawine
Tagesetappe(Start/Ende): 09:00 Fürth – 19:00 Uhr Kiel – Altenholz
gefahrene km: 700
Lager: West Side Living Hotel
Ein Wort /Satz in der Landessprache: läuft…

Logbucheintrag 2017,0811

Mission: Kick Off
Etappe: den Motor starten
Ziel: mal wieder Kiel

Ich sitze vor den letzten Reisevorbereitungen und da dabei muss ich drüber nachdenken wie ich wohl später auf mein Leben zurück blicken möchte, wenn ich alt und grau bin? Ich möchte mich an die vielen Erlebnisse erinnern, die vielen Eindrücke hervorbringen die sich in mein Gedächtnis eingebrannt haben. Ich möchte sagen können ich hab mein Leben gelebt, ich hab die Welt bereist, die Natur erkundet, Menschen haben ihre Kultur und Ihr Leben mit mir geteilt und jede Begegnung hat mich im Leben bereichert – ich werde zurückdenken und mich an die vielen glücklichen Stunden erinnern. Also mache ich mich diesmal wieder auf den Weg um viele tolle Momente in meinem Gedächtnis einzufrieren. Und für den Fall der Fälle daß ich im Alter Alzheimer oder der Demenz erliege, halte ich die Erlebnisse in Wort und Bild fest – naja und natürlich auch für die fleißige Leserschaft

Auch hat sich das Schreiben in der Zwischenzeit als dankbares Nachschlagewerk bewährt, sei es um Temperaturen, Orte, schöne Strecken oder Distanzen abzurufen, gerade in Ländern in denen man schon mal war: so wie Norwegen. Daher werde ich diesmal in jedem Beitrag die folgenden Fakten ausführlich festhalten:

Temperatur (F/M/A)
Must/Don’t See
Tagesetappe(Start/Ende)
gefahrene km
Ein Wort /Satz in der Landessprache

Diesmal sind wir mit 6 Rädern unterwegs: einem 4-Rad und einem 2-Rad Unser Magnusmobil haben wir liebevoll schon bei der Jungfernfahrt in unser Herz geschlossen und ich hoffe er wird in den nächsten Wochen mein treuer und verlässlicher Gefährte… Soviel als kleiner Vorgeschmack eh wir uns morgen in Richtung Kiel bewegen – To be continued…

Logbucheintrag 2017,0225

Mission: den letzten Tag genießen
Etappe: Auf und ab
Ziel: Westfjorde und Blue Lagoon

Es ist Samstag Vormittag als wir die letzte Tour angehen – wir wollen heute noch den Westen der Insel etwas erkunden. Wir besuchen den größten Fjord der Insel – umgeben von malerischen schwarzen Bergen, die bis zum Wasser reichen genießen wir die Sonne – gehen aber immer wieder vor den noch immer wieder kehrenden Winden in Deckung.

Den Abend verbringen wir in der Blauen Lagune: Bláa Lónið. Der See entstand als „Abwasserprodukt“ des nahe gelegenen Geothermalkraftwerkes, das die Energie eines Vulkansystems nutzt. Dort wird ein Gemisch aus Meer- und Süßwasser aus einer Tiefe von etwa 2000 Meter, das in dieser Tiefe bis zu 240 °C heiß wird, zur Oberfläche gepumpt, wo es zur Stromerzeugung und zum Betrieb eines Fernwärmenetzes genutzt wird. Anschließend fließt es in das umliegende Lavafeld. So bildete sich dort ein Salzwassersee in der typisch blau-weißen Farbe, die von Kieselalgen herrührt. Zuerst kam die lokale Bevölkerung auf die Idee, darin zu baden, bis schließlich das Thermalbad errichtet wurde. Dieses pumpt mittlerweile auch eigenes Thermalwasser aus der Erde. Naja wenn es dunkel ist, ist das „Brackwasser“ nicht blau sondern grün, aber auf jeden Fall sehenswert. Und soll ich euch was sagen: JA! Ich war da drin baden, wer mich kennt weiß ich geh nicht sonderlich gern in „Badeanstalten“ ich schwimme zwar gern weit raus in meiner eigenen Badewanne, aber Badeseen oder Schwimm-/Freibäder meide ich. Aber bei Schneefall und 38 Grad Wasser Temperatur mache ich eine Ausnahme – und wer kann schon von sich behaupten in einem Lavafeld gebadet zu haben.
Henryk ist da noch mutiger als ich: er möchte gerne ein Paar Sekunden verjüngt werden und schmiert sich eine ganz besondere Mischung aus Kieselerde, Algen und Mineralsalze ins Gesicht.

Als wir gg. 22:00 Uhr die Lagune verlassen ahnen wir noch nicht was auf uns zukommt.

Das Abenteuer Island endet in einem absoluten Höhepunkt oder besser gesagt Schneechaos.

Als wir zurück zum Haus fahren wird meine Prophezeiung war, die ich am 1sten Abend in Island gemacht habe – wir werden eingeschneit, eingeschneit, so was von hat die Welt noch nicht gesehen. Es beginnt allmählich: dicke Flocken, die je gefahrenen km dicker und dichter werden – wir müssen über einen 230m hohen Pass als wir kaum noch 1m Sicht haben – Henryk manövriert hochkonzentriert das Auto durch das Chaos – die Straße sehen wir nur auf gut Glück. Aufgrund der großen Anspannung beiderseits gibt es davon leider kein Foto – allerdings hätte mal vermutlich sowieso nicht als weißer Nebel darauf erkennen können.
3 Stunden später sind wir am Haus – für 120 km – eine Strecke die man normalerweise in 1 3/4 Stunden fährt. Ein Glück das wir Allrad haben, also nicht wir sondern das Auto – ansonsten wären wir definitiv irgendwo stecken geblieben. Wir packen unserer 7 Sachen und beschließen sofort an den Flughafen zu fahren – weil das Schneechaos kein Ende nimmt.
Diesmal weichen wir über eine Alternativ Route nach Keflavik aus – aber die vermeintlich bessere Strecke ist zum Schneechaos verurteilt.

Immer wieder müssen wir stehen bleiben und die Scheibenwischer vom Eis befreien.

 

Gegen 4:00 Uhr morgens (also wieder 3 Std. später) erreichen wir den Flughafen – erleichtert, aber total übermüdet lassen wir die Flughafen Prozedur über uns ergehen – um dann zu erfahren die Maschine wird wg. dem dichten Schneefall erst 2 Std. später starten – während wir warten, treffen wir das junge Paar, das ich im letzten Beitrag erwähnt hatte.

Summa Summarum können wir sagen: Wir haben das Echte, das Raue, das Wilde Island entdeckt – ein tolles Erlebnis. Wenn mir jemand erzählt er war in Island, werde ich zukünftig fragen: „Warst du im Winter?“ Wenn nein, warst du nicht im echten Island.

Mit diesem Fazit verabschiede ich mich, bedanke mich für die Leserschaft und verbleibe bis zum nächsten Mal…

Let’s stay tuned.

Veröffentlicht unter Island

Logbucheintrag 2017,0224

Mission: Die Ruhe vor dem Sturm
Etappe: abwarten und Tee trinken
Ziel: einen Gemütlichen machen

Wir haben gestern Abend noch die folgende Nachricht bekommen:
Dear Viator visitor, we have a storm warning for tomorrow friday 24. Februar. Please stay where you are tomorrow, there will be no weather for travelling.

Ich find das richtig Klasse – da kümmert sich jemand. Es schüttelt zwar unsere Pläne ein wenig durcheinander, aber eigentlich sind wir dankbar um eine Zwangspause, mal durchschnaufen und auch mal 5 Grade sein lassen, und die vielen Eindrücke auf sich wirken lassen. Und tatsächlich, vormittags gehts los: es kommt Sturm auf, und wenn ich Sturm schreibe dann meine ich Sturm. Viele Straßen werden gesperrt – wir schauen bei den WebCams online vorbei – die zittern ganz schön im Wind!

Wir werden noch ein junges Paar am Flughafen treffen das 7km vor Reykjavik gestrandet ist, nichts ging mehr weder vorwärts noch rückwärts- alle Straßen dicht!

Wir lasen den Tag verstreichen bei Tee trinken und Chips essen.

Foto gibt es heute keins.

Veröffentlicht unter Island

Logbucheintrag 2017, 0223 part 2

Mission: Polarlichtjäger
Etappe: durch die Nacht
Ziel: Finde das Wolkenloch

Um 22:30 Uhr sitzen wir im Auto, bewaffnet mit Stativ und die Kameraeinstellungen vorbereitet. Ja es soll wieder Polarlicht geben. Es schneit wie wild – und ich denke noch bei mir: wenn es schneit muss da eine Wolke sein, also kombiniere ich weiter: keine Sicht auf Polarlicht.

Wir halten an, die Schneeflocken werden dicker und dichter – wir überlegen wo evtl. am Himmel ein freier Spot sein könnte, wir wollten schon fast umdrehen, in die andere Richtung, als aufeinmal der Schneefall einhält, als hätte jemand den Schneehahn zugedreht und die Sterne angeknippst. Wir fahren keine 500m und da: Polarlicht.

Als wir das 1ste Mal Polarlicht gesehen haben, war da immer noch ein Zweifel: ist es Polarlicht? Ja? Nein! Doch! Vielleicht? Ahhhhhhh!

Inzwischen läuft das so: da sind Sterne, da ist das Polarlicht!!!!!

Mehr ist dem Eintrag nicht mehr hinzuzufügen 👻

Veröffentlicht unter Island

Logbucheintrag 2017, 0223

Mission: Pulverschnee und Sonnenschein
Etappe: Iceland, der Name ist Programm
Ziel: Krysuvik

Die Kunst des Reisen besteht darin, das Fremde zu suchen und sich selbst zu finden.
Ernst Reinhardt (*1932), Dr. phil., Schweizer Publizist und Aphoristiker

Springquellen, die Geysire genannt werden, entstehen, wenn sie einen verhältnismäßig engen Eruptionskanal haben. Durch Magma aufgeheiztes Sickerwasser wird aufgrund des Drucks der Wassersäule im Eruptionskanal auf weit über 100 °C aufgeheizt ohne zu kochen. Einzelne Blasen steigen auf, und pressen einen Teil des Wassers heraus. Dadurch fällt der Druck ab und das überhitzte Wasser verwandelt sich schlagartig in Wasserdampf, der das noch übrige flüssige Wasser nach oben durch die Spalte presst. Bei einer solchen Eruption kann das Wasser bis zu 100 Meter in die Luft geschleudert werden.

Das darf man sich natürlich nicht entgehen lassen, denn neben den Geysiren in den USA ist das Phänomen recht selten zu sehen. Zumal die „Kollegen“ auch nicht in der Häuffigkeit wie in Island ausbrechen. Der Strokkur schießt ca. alle 7-10 Min. In die Höhe.

Und dann gibts da so Menschen, die drücken genau im richtigen Moment auf den Auslöser, wo sie sich grad vorher noch darüber geärgert, das die Serienbildfunktion nicht funktioniert, gell Henryk!

Fasziniert von heiß und kalt, von brodeln, blubbern und auf Sparflamme vor sich hin kochend fahren wir nach Krysuvik, einem Geothermalgebiet umgeben von einem großen Vulkansystem, aber keine Sorge, seit fast 1000 Jahren nicht mehr ausgebrochen.

Auch der Weg dahin schon ein Abenteuer – mal wieder eine Gravelroad, verwandelt in eine Schneepiste.

Der richtige Ort für einen echten Teufel…

Und des Teufel’s Frau:

Die Ausbrüche vor ca. 1000 Jahren hinterließen auch riesige Kraterseen:

Veröffentlicht unter Island