Logbucheintrag 2017,0827

Mission:ein Tag wie er schöner nicht hätte werden können
Etappe: Helgelandskysten
Ziel: wieder unterm Polarkreis

Under construchtion…

Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll – da ich heut wahnsinnig viel erlebt habe – bin noch immer wie in Trance und versuche meine Gedanken zu ordnen.

Aber fangen wir mit Narvik an. Narvik erinnert mich ein klitzeklein wenig an Vancouver Canada – aber ehrlicherweise auch nur ein klein bisschen – vermutlich liegt es an den Schnee-gezuckerten Bergen die um die Wette mit 3 Hochhäusern buhlen, wer wohl am höchsten ist. Die Stadt hat ca. 19.000 Einwohner und ist vielleicht dem ein oder anderen bekannt Weg. Der Schlacht um Narvik in den 40iger Jahren – während des 2ten Weltkrieges. Also wenn ich ehrlich bin bevor ich in Norwegen war, war mir das völlig unbekannt.

Narvik ist und war ein wichtiger Hafen für die Verschiffung von Eisenerz aus dem Gebiet von Kiruna, Schweden. Dank des Golfstroms ist der Hafen das ganze Jahr über eisfrei. Der Golfstrom ist auch die Ursache für das relativ milde Klima. Trotz der Lage auf 68° 25′ n.Br. wird es im Januar, dem kältesten Monat, nur -4,5 °C kalt; die Jahresdurchschnittstemperatur liegt bei 3,7 °C. Und ums Eisenerz ging es auch im 2ten Weltkrieg.

Für die deutsche Kriegsindustrie war das Eisenerz die schwedischen Grube Kiruna von strategischer Bedeutung. Von Narvik aus wurde das Eisenerz ins Deutsche Reich verschifft – meistens in den Emder Hafen, der fast während des gesamten 20. Jahrhunderts der Hauptumschlagplatz von Erz für die Eisenhütten des Ruhrgebiets bildete.

Es gibt ein paar Denkmäler die über die Schlacht um Narvik 1940 berichten – die lasse ich aber links liegen, weil man ja schließlich auch irgendwann die Kriegsvergangenheit links liegen lassen sollte.

Noch kurz vor Narvik kommt mir die Brücke etwas seltsam vor… wer findet den Fehler?

Eine neue Hängebrücke wird gebaut, die 2018 fertig werden soll – so wie es aussieht wird das auch der Fall sein – die Baufirma ist fest in chinesischer Hand – sind wohl Spezialisten für Hängebrücken. Ich find es irgendwie spannend, denn normalerweise sieht man immer nur die fertigen Brücken und nicht die Rohform.

Zwischendurch noch ein Paar Fotostopps, es geht leider nicht ohne 😱 Ich schalte mich in die Büsche, robbe auf allen vieren und haue mir das Knie blutig… wenn ich ein Foto will, dann will ich das… komme was wolle.

In Kjøpsvik gehe ich auf die Fähre in Richtung Drag.

Hier lerne ich den Fährmann Fred kennen, ein sehr freundlicher und netter Norweger (Anmerkung der Redaktion: bislang habe ich nur nette, freundliche und hilfsbereite Norweger kennen gelernt) der auf der Fähre arbeitet und seht gut Deutsch spricht. Und glücklicherweise muss ich mir nicht 2 Goldstücke auf die Augen legen um den Fjord zu überqueren (Hommage an den Fluss der Unterwelt: Styx)

Unverzichtbar das obligatorische Fähr-Mittagsmenü:

Smørebrød med laks

Fred zeigt mir tolle Bilder seiner Heimat und – wenn ich ihn Richtig verstanden habe wohnt er in Steigen mit seiner Familie – er empfiehlt mir Steigen Sjøhus – dass muss ich mir unbedingt beim nächsten Mal ansehen. Wir quatschten eine Weile und ich lerne: wir sind hier nur 3 km von der schwedischen Grenze entfernt – und als Fährmann arbeitet man immer 2 Wochen und hat dann 2 Wochen frei – ein sehr interessantes Arbeitsmodell, wie ich finde. Dafür dauert die Schicht dann aber auch 12 Std. täglich – von 9:00-21 Uhr. Die Fähre ist eine Hybridfähre und ratet mal wer den Antrieb gebaut hat? Ja… Siemens da fühl ich mich gleich viel sicherer auf der Fähre 🙄

Aber ich bin heil angekommen, sonst könntet ihr den Blog nicht lesen

Nachmittags geht es weiter in Richtung Süden – ich will über die Helgelandskyste den Polarkreis überqueren. Immer wenn ich denk ich hab schon alles gesehen und mich kann nichts mehr überraschen, dann hat Norge immer wieder ein i-Tüpfelchen parat. Die Küstenstraße führt an Naturphänomenen vorbei wie dem Saltstraumen, dem größten Gezeitenstrom der Welt, oder Svartisen, Norwegens zweitgrößtem Gletscher.

In Godøystraumen hat es sich ein Elch in einem Vorgarten gemütlich gemacht – da die Touris alle schon mit schwerem Gerät davor einen Stau bilden, fahre ich weiter… ist halt ein Elch in einem Vorgarten 🙄

Die Straße verläuft entlang der Küste und wieder einmal hast so so eine Kulisse nirgends in Norwegen gesehen – deswegen liebe ich Norwegen so – hinter jeder Kurve lauert eine Überraschung.

Ich reiße mich am Riemen um nicht an jeder Ecke einen Fotostopp einzulegen, denn ich möchte heute noch den Polarkreis per Fähre überqueren.

Also Klappe ich zuweilen manuell die Kinnluke wieder ein um dann die Luke am Svartisen Gletscher gänzlich auf den Boden fallen zu lassen 😜 Dem zweit größten Gletscher Norwegens.

Allerdings mache ich vorher auch noch ein Foto vom falschen Gletscher! Auch schön, oder?

Hier der Svartisen:

Um 19:00 komme ich in Jektvik an – das ist die Fähre die mich über bzw. unter den Polarkreis schippern soll – leider muss ich 1 1/2 Std. Auf die letzte Fähre warten – also was nun? Na klar erstmal Abendbrot machen – Magnus sei Dank…. Neben den Menschen, und Eindrücken die einem auf Reisen begegnet, sind es genau diese Momente die ich im Urlaub so liebe… diese kleine Dinge, einfach nicht mit Gold aufzuwiegen….

In Jektvik geht langsam die Sonne unter

aber Pktl. Trudelt die Fähre ein und schippert mich über den Polarkreis…

Langsam schmerzt mir der Arm vom dauernden Kinnluken zu drücken 😜 Aber es wird nicht das letzte Mal sein… um 21:30 trudeln ich am Polar Camp ein – und will noch Wärmflaschenwasser kochen und dabei kuck ich in den Himmel… neee, oder? Echt jetzt? Ist nicht euer Ernst!!! Oooohhhh Doch! Polarlicht vom allerfeinsten…. Interssant ist auch, die Norweger lässt das völlig kalt – in Windeseile hol ich mein Stativ herbei – und bewaffnet mit Chips harre ich die nächsten 2 Std. Aus – immer wieder die Lichter… phänomenal… ich danke dir meine 🌞

Kino ist völlig langweilig im Vergleich dazu:

Nur fürs Protokoll: es ist der 27. August 2017 22:35 Uhr – ich bin unter dem Polarkreis und es hat POLARLICHT!!!!

Temperatur (F/M/A): 15/17/10
Must/Don’t See: Helgelandskyste
Tagesetappe(Start/Ende): 8:30 Narvik – 21:45 unterm Polarkreis
gefahrene km: +/- 560
Lager: Polar Camp
Ein Wort /Satz in der Landessprache: En, to, tre, vier, fem, seks, sju…

Die Zukunft gehört denen, die an die Wahrhaftigkeit ihrer Träume glauben.
Eleanore Roosevelt